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Ein Faxgerät ist ein elektronisches Kommunikationsgerät, das die Übertragung von Dokumenten über das Telefonnetz ermöglicht. Ursprünglich als Revolution in der Bürokommunikation eingeführt, hat es trotz digitaler Alternativen in bestimmten Bereichen weiterhin Bedeutung. Die Technologie basiert auf der Umwandlung von Text- und Bildvorlagen in analoge oder digitale Signale, die anschließend an ein Empfangsgerät gesendet werden.
Allgemeine Beschreibung
Ein Faxgerät (Kurzform von Telefax, abgeleitet aus Tele für Fern- und Faksimile für getreue Kopie) dient der Übertragung von physischen Dokumenten über Telefonleitungen. Das Grundprinzip besteht darin, eine Vorlage – etwa ein Blatt Papier mit Text oder Grafiken – zeilenweise abzutasten, die erfassten Daten in ein übertragbares Signal umzuwandeln und dieses an ein anderes Faxgerät zu senden. Der Empfänger rekonstruiert die Daten und druckt sie als Faksimile (1:1-Kopie) aus.
Die Technologie nutzt standardisierte Protokolle wie das ITU-T T.30 für die Kommunikation zwischen Geräten. Moderne Faxgeräte arbeiten oft hybrid: Sie unterstützen sowohl klassische analoge Übertragung (über POTS, Plain Old Telephone System) als auch digitale Methoden wie IP-Fax (über VoIP oder E-Mail-to-Fax-Dienste). Die Auflösung wird in Dots per Inch (dpi) angegeben, wobei 200×100 dpi (Standardauflösung nach ITU-T T.4) oder 200×200 dpi (Feinauflösung) üblich sind. Die Übertragungsgeschwindigkeit variiert zwischen 14.400 bit/s (V.17-Standard) und langsameren Modi für gestörte Leitungen.
Historisch gesehen ersetzte das Faxgerät ab den 1980er-Jahren weitgehend Telex-Dienste und Briefpost in der Geschäftskommunikation. Seine Verbreitung wurde durch die Miniaturisierung der Elektronik, die Einführung von Thermodruckern (später Laserdruckern) und die Standardisierung der Übertragungsprotokolle begünstigt. Trotz des Aufkommens von E-Mail und Cloud-Diensten bleibt es in Branchen mit hohem Dokumentenaufkommen (z. B. Recht, Gesundheitswesen) relevant, da es rechtlich oft als "Original" anerkannt wird (z. B. nach § 126a BGB in Deutschland für Textform).
Moderne Faxgeräte sind häufig in Multifunktionsdrucker integriert und bieten Zusatzfunktionen wie Speicherung von Faxen auf USB-Sticks, Verschlüsselung (z. B. über TLS) oder die Anbindung an Dokumentenmanagementsysteme. Die Energieeffizienz wurde durch Standards wie Energy Star verbessert, wobei der Stromverbrauch im Standby-Modus oft unter 1 Watt liegt. Die Lebensdauer der Geräte beträgt typischerweise 5–10 Jahre, abhängig von der Nutzungshäufigkeit und Wartung.
Technische Details
Die Kernkomponenten eines Faxgeräts umfassen einen Scanner (meist CCD- oder CIS-Sensor), einen Modem-Chip für die Signalumwandlung, einen Drucker (Thermo-, Tintenstrahl- oder Laser) und eine Steuereinheit (Mikrocontroller oder eingebettetes System). Die Datenkompression erfolgt nach ITU-T-Standards wie Modified Huffman (MH, T.4) oder Modified READ (MR, T.6), um die Übertragungsdauer zu verkürzen. Bei Farbfaxen kommt zusätzlich das JPEG-Format (T.81) zum Einsatz, wobei die Auflösung auf 200×200 dpi begrenzt ist.
Die Übertragung beginnt mit einem Handshake-Protokoll (T.30), bei dem Sender und Empfänger Parameter wie Auflösung, Kompression und Seitenformat (A4, Letter) aushandeln. Die Daten werden in Rasterzeilen zerlegt und als Bitstrom gesendet, wobei jede Zeile durch ein End-of-Line-Signal (EOL) abgeschlossen wird. Störungen in der Leitung führen zu automatischen Wiederholungen oder einer Reduzierung der Geschwindigkeit. Moderne Geräte unterstützen Error Correction Mode (ECM, T.30 Annex A), der fehlerhafte Blöcke neu anfordert, statt die gesamte Seite zu wiederholen.
Für die Anbindung an digitale Netze existieren Fax-over-IP-Lösungen (FoIP), die das T.38-Protokoll nutzen, um Faxe über IP-Netze zu übertragen. Dies erfordert jedoch eine niedrige Latenz (< 150 ms) und minimalen Paketverlust, da sonst Datenverluste auftreten. Alternativ wird E-Mail-to-Fax eingesetzt, bei dem ein Dienstleister die E-Mail in ein Fax umwandelt und an das Zielgerät weiterleitet. Die Sicherheit wird durch TLS-Verschlüsselung (bei IP-Fax) oder Passwortschutz für empfangene Dokumente erhöht.
Anwendungsbereiche
- Rechtswesen: Faxe gelten in vielen Jurisdiktionen als rechtssichere Übermittlungsform für Klageschriften, Verträge oder Fristen (z. B. nach § 130a ZPO in Deutschland). Die Übertragung erzeugt einen Sendebericht mit Zeitstempel, der als Nachweis dient.
- Gesundheitswesen: Ärzte und Apotheken nutzen Faxgeräte für Rezepte, Überweisungen oder Laborberichte, da die Technologie als datenschutzkonform (gemäß DSGVO) eingestuft wird, sofern Verschlüsselung aktiviert ist. In den USA regelt der HIPAA-Standard die sichere Übermittlung.
- Logistik und Handel: Speditionen und Zollbehörden tauschen Frachtpapiere, Lieferscheine oder Zolldokumente per Fax aus, insbesondere in Regionen mit schlechter Internetabdeckung. Die IATA empfiehlt Fax für dringende Flugfracht-Dokumente.
- Öffentliche Verwaltung: Behörden nutzen Fax für interne Kommunikation oder Bürgeranfragen, da es keine spezielle Software erfordert und mit bestehenden Aktenystemen kompatibel ist. In Japan ist Fax noch immer das bevorzugte Medium für behördliche Anträge.
- Notfallkommunikation: Bei Stromausfällen oder Cyberangriffen dienen Faxgeräte mit Batterie-Backup als redundante Kommunikationsmethode, da sie unabhängig von IP-Netzen funktionieren.
Bekannte Beispiele
- Brother FAX-2840: Ein weitverbreitetes Standalone-Faxgerät mit 33.600 bit/s Übertragungsgeschwindigkeit, 250-Blatt-Papierfach und ECM-Unterstützung. Wird häufig in kleinen Büros eingesetzt.
- HP OfficeJet Pro 9015e: Ein Multifunktionsgerät mit integriertem Faxmodul, das auch mobile Fax-Apps (über HP Smart) unterstützt. Kompatibel mit AirPrint und Google Cloud Print.
- Panasonic KX-FT991: Ein Hochleistungs-Faxgerät mit Farbdruck, 400×400 dpi Auflösung und Super G3-Technologie für schnelle Übertragungen. Wird in medizinischen Einrichtungen genutzt.
- E-Fax-Dienste (z. B. eFax, HelloFax): Cloud-basierte Lösungen, die Faxe per E-Mail empfangen und senden. Nutzen oft T.37- oder T.38-Protokolle für die Umwandlung.
- Siemens Gigaset FX685: Ein ISDN-Faxgerät mit Anrufbeantworter und DECT-Anbindung für drahtlose Nutzung. Besonders in Europa verbreitet.
Risiken und Herausforderungen
- Sicherheitslücken: Ältere Faxgeräte sind anfällig für Angriffe wie Faxploit (2018 entdeckt), bei dem Schadcode über manipulierte Bilddateien eingeschleust wird. Moderne Geräte erfordern regelmäßige Firmware-Updates.
- Datenverlust: Bei analogen Leitungen können Störungen zu unvollständigen Übertragungen führen. Ohne ECM gehen Daten unwiederbringlich verloren. Kritisch bei rechtlichen Dokumenten.
- Umweltbelastung: Thermopapier enthält oft Bisphenol A (BPA), ein gesundheitsschädlicher Weichmacher. Zudem verursacht der Betrieb von Faxgeräten unnötigen Papierverbrauch (ca. 17 Milliarden Faxe jährlich weltweit, Quelle: IDC).
- Kosten: Die Nutzung von Fax-Leitungen verursacht Gebühren (insbesondere bei internationalen Sendungen), und die Wartung älterer Geräte ist teuer. IP-Fax reduziert diese Kosten, erfordert aber eine stabile Internetverbindung.
- Kompatibilitätsprobleme: Nicht alle Geräte unterstützen Farbfaxe oder hohe Auflösungen. Zudem führen unterschiedliche Protokolle (z. B. T.30 vs. T.38) zu Übertragungsfehlern.
- Rechtliche Unsicherheit: In einigen Ländern (z. B. USA) gelten Faxe ohne digitale Signatur nicht als rechtsverbindlich. Die eIDAS-Verordnung der EU bevorzugt elektronische Signaturen.
Ähnliche Begriffe
- Telex: Ein älteres, textbasiertes Fernschreibsystem (1930er–1990er), das nur Zeichen des ITU-T-Alphabets übertrug. Im Gegensatz zum Faxgerät wurden keine Grafiken oder Handschriften unterstützt.
- Dokumentenscanner: Ein Gerät zur Digitalisierung von Papierdokumenten, das jedoch keine direkte Übertragung an andere Geräte vornimmt. Oft mit OCR-Software (Optical Character Recognition) kombiniert.
- Telefonmodem: Ein Modulator-Demodulator, der digitale Daten über analoge Telefonleitungen überträgt (z. B. für Internetzugang in den 1990ern). Faxgeräte nutzen ähnliche Modems, jedoch mit spezialisierten Protokollen (T.30).
- E-Mail-to-Fax-Gateway: Ein Dienst, der E-Mails in Faxnachrichten umwandelt und an ein Faxgerät sendet. Nutzt oft T.37- oder SMTP-Protokolle. Beispiele: eFax, RingCentral Fax.
- IP-Fax (FoIP): Die Übertragung von Faxdaten über IP-Netze (z. B. VoIP) unter Verwendung von T.38 oder G.711-Protokollen. Ersetzt zunehmend die klassische Telefonleitung.
Zusammenfassung
Das Faxgerät bleibt trotz digitaler Alternativen ein relevantes Kommunikationsmittel, insbesondere in Branchen mit hohem Dokumentenaufkommen oder strengen Compliance-Anforderungen. Seine Stärken liegen in der einfachen Bedienung, der rechtlichen Anerkennung und der Unabhängigkeit von Internetverbindungen. Technisch basiert es auf standardisierten Protokollen wie T.30 und unterstützt sowohl analoge als auch digitale Übertragungswege. Moderne Geräte integrieren Zusatzfunktionen wie Verschlüsselung oder Cloud-Anbindung, während Herausforderungen wie Sicherheitsrisiken, Umweltbelastung und Kosten die Nutzung einschränken.
Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Signaturen und Dokumentenmanagementsystemen könnte die Bedeutung des Faxgeräts langfristig abnehmen, doch in Nischenanwendungen – etwa im Gesundheitswesen oder bei Notfallkommunikation – bleibt es vorerst unverzichtbar.
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