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AppleTalk war ein proprietäres Netzwerkprotokollsystem, das von Apple Inc. in den 1980er-Jahren entwickelt wurde, um die Kommunikation zwischen Macintosh-Computern und Peripheriegeräten wie Druckern oder Servern zu ermöglichen. Es stellte eine frühe Lösung für lokale Netzwerke (LAN) dar und zeichnete sich durch seine einfache Konfiguration sowie die Integration in das Macintosh-Betriebssystem aus. Obwohl es heute weitgehend durch moderne Protokolle wie TCP/IP ersetzt wurde, prägte AppleTalk die Entwicklung dezentraler Netzwerktechnologien.
Allgemeine Beschreibung
AppleTalk wurde 1985 eingeführt und war eines der ersten Netzwerkprotokolle, das eine Plug-and-Play-Funktionalität für lokale Netzwerke bot. Es ermöglichte Macintosh-Computern, ohne manuelle Konfiguration miteinander zu kommunizieren und Ressourcen wie Drucker oder Dateiserver gemeinsam zu nutzen. Das Protokoll war in das Betriebssystem Mac OS integriert und nutzte eine Kombination aus physikalischen und logischen Adressierungsmechanismen, um Datenpakete zuverlässig zu übertragen.
AppleTalk basierte auf einem Schichtenmodell, das an das OSI-Referenzmodell angelehnt war, jedoch mit spezifischen Anpassungen für die Anforderungen von Apple-Geräten. Es umfasste Protokolle wie das AppleTalk Filing Protocol (AFP) für die Dateifreigabe, das Printer Access Protocol (PAP) für den Druckerzugriff und das AppleTalk Transaction Protocol (ATP) für zuverlässige Datenübertragungen. Die Architektur war darauf ausgelegt, Netzwerke mit bis zu 254 Geräten pro Segment zu unterstützen, was für damalige Verhältnisse eine ausreichende Skalierbarkeit bot.
Ein zentrales Merkmal von AppleTalk war die dynamische Adressvergabe. Geräte wählten beim Start automatisch eine eindeutige Netzwerkadresse aus einem vordefinierten Bereich, ohne dass eine zentrale Verwaltung wie bei DHCP erforderlich war. Diese Eigenschaft vereinfachte die Netzwerkeinrichtung erheblich, führte jedoch in größeren Umgebungen zu Herausforderungen bei der Verwaltung und Skalierung. Zudem unterstützte AppleTalk verschiedene physikalische Übertragungsmedien, darunter Twisted-Pair-Kabel, Koaxialkabel und sogar serielle Verbindungen über RS-422.
Technische Details
AppleTalk war in mehrere Protokollschichten unterteilt, die jeweils spezifische Aufgaben übernahmen. Die unterste Schicht, das LocalTalk Link Access Protocol (LLAP), war für die physikalische Übertragung zuständig und nutzte eine Token-Passing-Methode, um Kollisionen im Netzwerk zu vermeiden. LocalTalk unterstützte Übertragungsraten von bis zu 230,4 kbit/s, was für die damaligen Anforderungen ausreichte, jedoch im Vergleich zu späteren Ethernet-Standards (10 Mbit/s) deutlich langsamer war.
Auf der Netzwerkschicht kam das Datagram Delivery Protocol (DDP) zum Einsatz, das für die logische Adressierung und das Routing von Datenpaketen verantwortlich war. Jedes Gerät im AppleTalk-Netzwerk erhielt eine 24-Bit-Adresse, die aus einer 16-Bit-Netzwerknummer und einer 8-Bit-Knotennummer bestand. Diese Adressen wurden dynamisch vergeben, wobei Geräte beim Start eine zufällige Adresse wählten und diese durch Broadcast-Nachrichten auf Konflikte überprüften.
Die Transportschicht umfasste Protokolle wie AppleTalk Transaction Protocol (ATP) und Name Binding Protocol (NBP). ATP gewährleistete eine zuverlässige Datenübertragung durch Bestätigungsmechanismen und Neuübertragungen verlorener Pakete. NBP diente der Namensauflösung, indem es logische Gerätenamen (z. B. "Laserdrucker Büro") in Netzwerkadressen übersetzte. Diese Funktionalität war besonders benutzerfreundlich, da Anwenderinnen und Anwender nicht mit numerischen Adressen arbeiten mussten.
Für die Anwendungsschicht waren Protokolle wie AppleTalk Filing Protocol (AFP) und Printer Access Protocol (PAP) zuständig. AFP ermöglichte die gemeinsame Nutzung von Dateien über das Netzwerk und unterstützte Funktionen wie Zugriffsrechte und Dateisperren. PAP standardisierte die Kommunikation mit Druckern und erlaubte es mehreren Geräten, einen Drucker gemeinsam zu nutzen. Beide Protokolle waren eng in das Macintosh-Betriebssystem integriert und boten eine nahtlose Benutzererfahrung.
Historische Entwicklung
AppleTalk wurde 1985 mit dem Macintosh Plus eingeführt und war zunächst auf LocalTalk als physikalisches Übertragungsmedium beschränkt. LocalTalk nutzte serielle Verbindungen über RS-422 und war in die Macintosh-Hardware integriert, was die Einrichtung von Netzwerken ohne zusätzliche Hardware ermöglichte. Mit der Verbreitung von Ethernet in den späten 1980er-Jahren entwickelte Apple das EtherTalk Link Access Protocol (ELAP), das AppleTalk über Ethernet-Netzwerke transportierte und Übertragungsraten von bis zu 10 Mbit/s ermöglichte.
In den 1990er-Jahren wurde AppleTalk zunehmend durch das Internet Protocol (IP) verdrängt, das sich als globaler Standard für Netzwerke etablierte. Apple reagierte auf diesen Trend mit der Einführung von AppleTalk over IP (AURP) und später mit der vollständigen Integration von TCP/IP in Mac OS. Mit der Veröffentlichung von Mac OS X im Jahr 2001 wurde die Unterstützung für AppleTalk schrittweise reduziert, und ab Mac OS X 10.6 (2009) war das Protokoll nicht mehr standardmäßig enthalten. Heute wird AppleTalk nur noch in historischen oder spezialisierten Umgebungen eingesetzt, etwa in Museen oder für die Wartung älterer Systeme.
Trotz seiner begrenzten Lebensdauer hatte AppleTalk einen nachhaltigen Einfluss auf die Netzwerktechnologie. Konzepte wie die dynamische Adressvergabe und die benutzerfreundliche Namensauflösung wurden später in Protokolle wie Bonjour (Apple's Implementierung von Zeroconf) übernommen. Zudem prägte AppleTalk die Entwicklung von Netzwerkstandards, indem es zeigte, dass Netzwerke auch ohne komplexe Konfiguration funktionieren können.
Normen und Standards
AppleTalk war ein proprietäres Protokoll, das von Apple entwickelt und kontrolliert wurde. Es gab keine offiziellen internationalen Normen, die das Protokoll standardisierten. Allerdings veröffentlichte Apple detaillierte Spezifikationen, die von Drittanbietern genutzt wurden, um kompatible Hardware und Software zu entwickeln. Ein Beispiel hierfür ist die AppleTalk Phase 2-Spezifikation, die 1989 eingeführt wurde und Erweiterungen wie die Unterstützung größerer Netzwerke durch die Einführung von Zonen enthielt. Für die physikalische Schicht orientierte sich LocalTalk an der RS-422-Spezifikation, während EtherTalk auf dem IEEE 802.3-Standard für Ethernet basierte.
Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen
AppleTalk wird häufig mit anderen Netzwerkprotokollen verwechselt, insbesondere mit NetBIOS und IPX/SPX. NetBIOS (Network Basic Input/Output System) war ein von IBM und Microsoft entwickeltes Protokoll für lokale Netzwerke, das ähnlich wie AppleTalk eine einfache Namensauflösung und Ressourcenfreigabe ermöglichte. Im Gegensatz zu AppleTalk war NetBIOS jedoch nicht in ein vollständiges Protokollstack integriert und erforderte zusätzliche Protokolle wie NetBEUI oder TCP/IP für die Datenübertragung.
IPX/SPX (Internetwork Packet Exchange/Sequenced Packet Exchange) war ein von Novell entwickeltes Protokoll, das in NetWare-Netzwerken eingesetzt wurde. Es bot ähnliche Funktionen wie AppleTalk, darunter dynamische Adressvergabe und zuverlässige Datenübertragung, war jedoch stärker auf die Anforderungen von Unternehmensnetzwerken ausgelegt. Im Gegensatz zu AppleTalk unterstützte IPX/SPX von Anfang an Routing zwischen verschiedenen Netzwerksegmenten, was es für größere Umgebungen besser geeignet machte.
Anwendungsbereiche
- Büroumgebungen: AppleTalk wurde vor allem in kleinen bis mittelgroßen Büros eingesetzt, um Macintosh-Computer mit Druckern, Scannern und Dateiservern zu vernetzen. Die einfache Einrichtung und die Plug-and-Play-Funktionalität machten es besonders für Anwenderinnen und Anwender ohne technische Vorkenntnisse attraktiv.
- Bildungssektor: In Schulen und Universitäten wurde AppleTalk genutzt, um Computerlabore zu vernetzen und den Zugriff auf gemeinsame Ressourcen wie Drucker oder Speichermedien zu ermöglichen. Die Integration in das Macintosh-Betriebssystem vereinfachte die Verwaltung solcher Netzwerke.
- Druckerfreigabe: Einer der häufigsten Anwendungsfälle war die gemeinsame Nutzung von PostScript-Druckern über das Printer Access Protocol (PAP). Dies ermöglichte es mehreren Geräten, einen Drucker ohne zusätzliche Hardware oder komplexe Konfiguration zu nutzen.
- Dateifreigabe: Das AppleTalk Filing Protocol (AFP) erlaubte die gemeinsame Nutzung von Dateien über das Netzwerk. Anwenderinnen und Anwender konnten auf freigegebene Ordner zugreifen, als wären sie lokal gespeichert, was die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen erleichterte.
Bekannte Beispiele
- Apple LaserWriter: Der LaserWriter war einer der ersten PostScript-Drucker, der speziell für die Nutzung mit AppleTalk entwickelt wurde. Er ermöglichte hochwertige Druckausgaben in Netzwerken und war ein zentraler Bestandteil vieler Macintosh-Umgebungen in den 1980er- und 1990er-Jahren.
- AppleShare: AppleShare war ein Dateiserver, der auf AppleTalk basierte und die gemeinsame Nutzung von Dateien und Druckern in Netzwerken ermöglichte. Er wurde häufig in Bildungseinrichtungen und kleinen Unternehmen eingesetzt und bot Funktionen wie Zugriffsrechte und Benutzerverwaltung.
- LocalTalk-Netzwerke: LocalTalk war das ursprüngliche physikalische Übertragungsmedium für AppleTalk und bestand aus einfachen Kabeln, die direkt an die serielle Schnittstelle der Macintosh-Computer angeschlossen wurden. Diese Netzwerke waren besonders in kleinen Büros verbreitet, da sie keine zusätzliche Hardware erforderten.
Risiken und Herausforderungen
- Begrenzte Skalierbarkeit: AppleTalk war für Netzwerke mit bis zu 254 Geräten pro Segment ausgelegt. In größeren Umgebungen führte dies zu Performance-Problemen und machte eine Segmentierung des Netzwerks erforderlich, was die Verwaltung erschwerte.
- Langsame Übertragungsraten: LocalTalk unterstützte nur Übertragungsraten von bis zu 230,4 kbit/s, was im Vergleich zu Ethernet (10 Mbit/s) deutlich langsamer war. Dies führte zu Engpässen, insbesondere bei der Übertragung großer Dateien oder beim gleichzeitigen Zugriff mehrerer Geräte auf Ressourcen.
- Fehlende Routing-Funktionalität in frühen Versionen: Die ersten Versionen von AppleTalk unterstützten kein Routing zwischen verschiedenen Netzwerksegmenten. Dies wurde erst mit der Einführung von AppleTalk Phase 2 behoben, was die Flexibilität des Protokolls erhöhte, jedoch auch die Komplexität der Netzwerkverwaltung steigerte.
- Sicherheitslücken: AppleTalk verfügte über keine integrierten Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung oder Authentifizierung. Dies machte Netzwerke anfällig für unbefugte Zugriffe, insbesondere in Umgebungen mit sensiblen Daten.
- Veraltete Technologie: Mit der Verbreitung des Internet Protocols (IP) wurde AppleTalk zunehmend obsolet. Die fehlende Unterstützung für moderne Netzwerktechnologien wie Gigabit-Ethernet oder Wireless LAN führte dazu, dass das Protokoll in den 2000er-Jahren weitgehend durch TCP/IP ersetzt wurde.
Ähnliche Begriffe
- NetBIOS: Ein von IBM und Microsoft entwickeltes Protokoll für lokale Netzwerke, das ähnliche Funktionen wie AppleTalk bot, jedoch nicht in ein vollständiges Protokollstack integriert war. NetBIOS wurde häufig in Kombination mit NetBEUI oder TCP/IP eingesetzt.
- IPX/SPX: Ein von Novell entwickeltes Protokoll, das in NetWare-Netzwerken verwendet wurde. Es bot ähnliche Funktionen wie AppleTalk, war jedoch stärker auf Unternehmensnetzwerke ausgelegt und unterstützte von Anfang an Routing zwischen verschiedenen Netzwerksegmenten.
- Bonjour: Ein von Apple entwickeltes Protokoll für die automatische Erkennung von Geräten und Diensten in lokalen Netzwerken. Bonjour basiert auf dem Zeroconf-Standard und übernimmt Konzepte aus AppleTalk, ist jedoch für moderne IP-Netzwerke optimiert.
- LocalTalk: Das ursprüngliche physikalische Übertragungsmedium für AppleTalk, das auf seriellen Verbindungen über RS-422 basierte. LocalTalk war in die Macintosh-Hardware integriert und ermöglichte die einfache Einrichtung von Netzwerken ohne zusätzliche Hardware.
Zusammenfassung
AppleTalk war ein wegweisendes Netzwerkprotokoll, das in den 1980er- und 1990er-Jahren die Vernetzung von Macintosh-Computern revolutionierte. Es zeichnete sich durch seine einfache Konfiguration, die dynamische Adressvergabe und die nahtlose Integration in das Macintosh-Betriebssystem aus. Trotz seiner begrenzten Skalierbarkeit und Performance prägte AppleTalk die Entwicklung dezentraler Netzwerktechnologien und beeinflusste spätere Protokolle wie Bonjour. Mit der Verbreitung des Internet Protocols (IP) wurde AppleTalk jedoch zunehmend obsolet und wird heute nur noch in historischen oder spezialisierten Umgebungen eingesetzt. Dennoch bleibt es ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Netzwerktechnologie.
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